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In Schuld gefangen

Bereits vor sechzehn Jahren entstand diese Geschichte über Zeiten voller Gegensätze und der Unmöglichkeit des Lebens zwischendrin. Sehr viel davon könnte ein Teil meiner eigenen Vergangenheit gewesen sein, in der sie wie der Wind erschienen: Andrea, Jennifer, Luise, Undine, Ilias, Leone oder wie sie alle heißen mögen in dieser Welt der nicht enden wollenden Suche nach Liebe. Doch wie sie kamen, gingen sie stets auch wieder und nahmen jene Gefühle mit sich fort, die zuvor den Himmel auf Erden schufen. Und die Suche begann erneut in der Hoffnung auf bleibendes Glück.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 ….. „Erinnerungen“ 7
Kapitel 2 ….. „Andrea“ 11
Kapitel 3 ….. „Justin“ 24
Kapitel 4 ….. „Wendung“ 36
Kapitel 5 ….. „Verlangen“ 51
Kapitel 6 ….. „Schmerz“ 66
Kapitel 7 ….. „Neuanfang“ 83
Kapitel 8 ….. „Jennifer“ 97
Kapitel 9 ….. „Liebe“ 111
Kapitel 10 … „Glück“ 125
Kapitel 11 … „Leone“ 134

Kapitel 12 … „Schatten“ 143
Kapitel 13 … „Wogen“ 158
Kapitel 14 … „Rast“ 172
Kapitel 15 … „Fall“ 187
Kapitel 16 … „Umschwung“ 201
Kapitel 17 … „Ziele“ 209
Kapitel 18 … „Chancen“ 217
Kapitel 19 … „Zweifel“ 233
Kapitel 20 … „Nähe“ 247
Kapitel 21 … „Distanz“ 254
Kapitel 22 … „Eskalation“ 262

Kapitel 23 … „Macht“ 275
Kapitel 24 … „Vermögen“ 291
Kapitel 25 … „Resignation“ 305
Kapitel 26 … „Vaterschaft“ 314
Kapitel 27 … „Normalität“ 326
Kapitel 28 … „Verdacht“ 337
Kapitel 29 … „Ilias“ 348
Kapitel 30 … „Geheimnisse“ 357
Kapitel 31 … „Recherche“ 367
Kapitel 32 … „Wahrheit“ 380
Kapitel 33 … „Endzeit“ 389

Kapitel 1
Erinnerungen

Ein Mann stand vor dem Eingang eines großen Gebäudes. Ihm fiel es sichtlich schwer, die massive Holztür aufzuschieben, die im Laufe der Jahre abgesackt war und nun auf dem Boden schleifte. Er musste das ganze Gewicht seines Körpers gegen das Holz legen, um sie so weit zu öffnen, dass er hindurchgehen konnte. Von dort aus blickte er in den weiträumigen Eingangsbereich, an dessen Ende sich das Licht des Nachmittags spiegelte. Der heftige Regen der vergangenen Tage hatte einen Weg durch die geborstenen Fensterscheiben gefunden, um sich nahe der Fensteröffnungen in kleinen Pfützen zu sammeln.
Die Treppe in die erste Etage war heute für ihn wesentlich mühsamer zu gehen, als es noch vor dreißig Jahren gewesen ist. Das lag vor allem an seiner schweren Krankheit, die vor ein paar Wochen mit Wucht durchbrach und ihn inzwischen immer mehr lähmte.
Damals war nicht nur bedeutend mehr Leben in ihm, sondern auch in dem gewaltigen Bau, der die Zeiten offensichtlich nicht ohne Verfall überdauert hat. Eines Tages muss es in dem weiteren Bestehen des Heimes eine Kehrtwende gegeben haben, die er sich nicht erklären konnte. So konnte es ihm doch egal sein, ja, er wollte es auch gar nicht wissen, denn er hatte hier zwar viel gelernt, ein Zuhause war es für ihn jedoch ganz sicher nie gewesen. Im Gegenteil, was hier geschah, hat ihn sein Leben lang verfolgt, ließ es ohne Ausweg schwanken und machte aus einem Teenager einen gebrochenen Mann. Doch er war es, der sein eigenes Leben erschütterte, als wegen ihm ein anderes fortging und er damit gerade einmal einen Moment brauchte, um aller Zukunft in eine Richtung zu lenken, die keine Umkehr zuließ, aus der es kein Entrinnen gab.
Er wurde einfach nur dafür bestraft, noch ein Kind gewesen zu sein, welches die Welt lediglich aus der Vogelperspektive kannte und für das ein Hinterfragen noch keine Option darstellte. Wann ist ein Junge bereit für die Wahrheit des realen Lebens, egal wie diese aussieht? Wird er es jemals sein, und wenn, wie kann jener Schritt aussehen, wenn nicht abrupt und ohne Erbarmen?